Herstellung homöopathischer Arzneimittel

Carina Harendt – Bildlizenz: CC-by-sa 3.0/de Creative Commons

Homöopathische Potenzen

C-Potenzen: Verdünnung 1:100

In der frühen Entwicklungsphase der Homöopathie suchte Hahnemann nach einem Verfahren, das es möglich machte auch giftige Ausgangssubstanzen (z.B. Quecksilber) medikamentös zu nutzen. Er wollte die toxischen Eigenschaften minimieren, ohne jedoch auf die Wirksamkeit des Arzneimittelstoffes zu verzichten.
Hahnemanns Versuche führten ihn zu der Methode die Ausgangsstoffe sog. Urtinkturen schrittweise zu verdünnen und gleichzeitig zu verschütteln. Erst das konsequente Zusammenspiel von Verdünnung und Verschüttelung gibt dem homöopathischen Mittel seine Kraft. Diesen Vorgang nannte er Potenzierung- oder auch Dynamisierungsverfahren. Auf diese Weise entwickelte er die C-Potenzen (Centesimal = 100)

Wie entsteht eine C-Potenz?

C-Potenzen: Verdünnung 1:100

Zum Beispiel Cantharis C30. Der Ausgangsstoff ist die spanische Fliege (Cantharis), die durch Verreibung im Mörser pulverisiert wird. Im nächsten Schritt wird 1 Teil Cantharis mit 99 Teilen Trägersubstanz (Alkohol und Wasser) vermischt und anschließend 10 x geschüttelt. Das Ergebnis ist eine C1. Um zur nächsten Potenzierungsstufe zu gelangen, nimmt man aus der C1 einen Teil Arzneistoff und verdünnt ihn erneut mit 99 Teilen Trägersubstanz. Diese muss wieder 10 x geschüttelt werden, wodurch eine C2 entsteht. Der Vorgang wird solange wiederholt bis man eine C30 hergestellt hat. C-Potenzen werden heute bereits bis zur Potenzstufe C100.000 (CM) angefertigt. Die Zubereitung unterliegt den genauen Richtlinien des HAB (Homöopathisches Arzneibuch).

Die C-Potenzen gehören heute zu den gängigsten Verschreibungen in der Klassischen Homöopathie, sie werden auch als Hochpotenzen bezeichnet.

D-Potenzen: Verdünnung 1:1

 Einige Jahre später beschrieb Constantin Hering, ein ehemaliger Schüler von Hahnemann die D-Potenzierung (Dezinmal = 10). Bei diesen Verdünnungsschritten enthalten die Homöopathika bis ungefähr zur D12 noch chemisch nachweisbare Substanzen von dem Ausgangsstoff.
Die Verschreibung der D-Potenzen ist in der Komplexhomöopathie heute weit verbreitet. Viele naturheilkundliche Heilverfahren werden mit dem Einsatz von verschiedenen homöopathischen D-Potenzen ergänzt. Die Potenzierungsschritte erfolgen bis zur D200.

LM-Potenzen: Verdünnung 1:50.000

Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, sprach den von ihm entwickelten LM-Potenzen eine besondere Wirksamkeit zu: „…deren Präparate ich nach vielen mühsamen Versuchen und Gegenversuchen als die kräftigsten und zugleich mildest wirkenden, [das heißt] als die vollkommensten befunden habe…“
 
LM-Potenz bedeutet, dass Arznei und Trägersubstanz in einem Verhältnis von 1:50.000 verdünnt werden. LM steht fälschlicherweise für 50.000 (L=50 und M=1000). Aus dem Römischen abgeleitet müsste man eigentlich von einer Q-Potenz sprechen (Q = 50.000). Der Bezeichnung LM hat sich jedoch inzwischen eingebürgert.

Sanfte Heilweise

Hahnemann entwickelte die LM-Potenzen in seiner letzten Schaffensphase und setzte sie zum Schluss überwiegend ein. Heute zeigt sich aus der Erfahrung im Umgang mit ihnen, dass sie in vielen Fällen Vorteile bieten. LM-Potenzen wirken tief und gleichzeitig mild, es kommt seltener zu sogenannten Erstverschlimmerungen. Die Dauer der Wirkung ist nur kurz, weshalb sie öfter eingenommen werden müssen. Die Mittel sind besser handhabbar, da sie in kürzeren Abständen gewechselt werden können. Dies ist besonders bei Akuterkrankungen von Nutzen. Das in der Homöopathie auftretende Problem der Antidotierung, z.B. durch Kaffee, Pfefferminztee oder Alkohol, ist durch die regelmäßigeren Einnahmen nicht so schwerwiegend.

Neben den häufig verwendeten C- und D-Potenzen ergänzen und bereichern die LM-Potenzen, aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften, die Behandlungsmöglichkeiten und sind aus der Homöopathie nicht mehr wegzudenken.

Die fast in Vergessenheit geratenden LM-Potenzen gewinnen seit den 50er Jahren wieder zunehmend an Bedeutung. Einige Arzneimittelhersteller in Deutschland produzieren die homöopathischen Mittel nicht maschinell, sondern es werden noch handverschüttelte Potenzen erzeugt. Bei der Produktion wird das Mehrglasverfahren angewandt, das heißt von einer Potenzstufe zur nächsten werden fabrikneue Gläschen verwendet. LM-Potenzen werden heute bereits bis zur Potenzstufe 120, teilweise bis zur LM 500 angefertigt. Die Wirksamkeit der Mittel ist nur durch die strengen Qualitätskontrollen der Arzneiausgangsstoffe, sowie die Sorgfalt und das hohe Verantwortungsgefühl jedes einzelnen Mitarbeiters zu erreichen.
Auf diese Weise lassen sich auch in heutiger Zeit natürliche und hochwirksame homöopathische Arzneien anfertigen. Eine zukunftsträchtige Verbindung von Tradition und Moderne.

Qualität ist oberstes Gebot!